Es war wieder soweit, das Mobiltelefon zitterte, rüttelte in meiner Hosentasche, mit Stiefeln lag ich neben meinem Bett. Auf meinem Bett lag eine blonde, schöne Frau. Ich ignorierte das Rütteln und hob meinen Kopf von diesem Teppich und fiel wieder drauf. Heftige Schmerzen plagten mich und ich realisierte, dass ich wieder einen Anfall gehabt hatte.
Diese Frau in meinem Bett schnarchte laut, lauter als ein Güterzug. Es war wieder soweit, das Telefon klingelte, ich nahm nicht ab. Es klopfte an der Tür, aber ich öffnete nicht.
Ich hatte alles was ich brauchte, ein Dach über dem Kopf , was zu trinken, was zu essen und eine blonde Frau die ich , wenn ich endlich vom Teppich aufstehen würde, vielleicht ficken könnte.
Nach einer Weile hab ich es geschafft, und bin vom Teppich hochgekommen und ins Bett gekrochen. Ich begann sie zu fingern, sie schnurrte und stöhnte, aber keineswegs erotisch, sie hörte sich an wie ein Schnellkochtopf. Ich bekam ihn nicht hoch und nach einer Weile hörte ich auf, ging ins Bad, roch an meinen Finger und bekam einen Ständer. Ich wichste zwei oder drei Mal, dann war ich durch. Vorbei mit der Sehnsucht nach Problemen.
„Wo bist Du Carlos? Komm zurück ins Bett.“
„Bin im Bad, Moment bitte.“
Beim rasieren fiel mir ein, dass heute Dreharbeiten anstanden und ich mich nicht rasieren sollte. Die Agentur wollte einen verwarzten Carlos haben. Nun war es zu spät. Ich ging wieder zu Blondine ins Bett und spielte das Spiel zu Ende. Hab sie bestimmt eine ¼ Stunde geleckt und sie mich geblasen, bis mir die Augen aus dem Schädel quollen.
„So einen wunderschönen Schwanz habe ich lange nicht geschmeckt.“
„Ja Baby, ist auch meiner.“
„Du schmeckst so gut; ich könnte mehr haben.“
„Mehr gibt es jetzt nicht. Ich muss bald los, ich hab heute Dreharbeiten.“
„Dein Sperma hat sogar nach Wodka geschmeckt,k so was habe ich noch nie erlebt.“
„Freut ich, ich wünschte ich hätte auch etwas Wodka abbekommen. Du schmeckst nach Vanille in Essig eingelegt; auch nicht schlecht. Ich mag Essig, es reinigt die Blutbahnen.“
„Hast du dich extra für mich rasiert?“
„Nein, ich hab nur vergessen, dass ich mich nicht rasieren sollte; für meine heutige Rolle.“
„Was für eine Rolle?“
„Ich muss heute einen Zivilbullen spielen.“
„Bist Du Schauspieler?“
„Nein, arbeitslos.“
Meine E-Mails und Facebook-Nachrichten musste ich noch checken. „Carlos sei bitte um 13:00 Uhr am Bahnhof“ stand da.
„Liebes, es ist alles im Kühlschrank, frische Handtücher habe ich dir ins Bad gelegt. Ich muss gleich los, Dreharbeiten.“
„Ich denke, du bist arbeitslos. Warum arbeitest du beim Film?“
„Ja, das bin ich, aber vom Fingern kriege ich meinen Kühlschrank nicht voll.“
„Was bekommst du dafür?“
„50 € am Tag. 12 Stunden.“
„Das ist nicht viel.“
„Es gibt Essen, gute Kontakte und man lernt interessante Leute kennen.“
„Interessante Frauen würde ich sagen.“
„Ja, interessante Frauen, Powerfrauen und schwuchtelige Regisseure. Ich meine die drehen einen Rockabilly-Film und haben keine Ahnung davon. In Buten un Binnen erzählen sie, dass sie schon immer dazu gehört haben.“
„Echt?“
„Ja, in einer Filmszene sollten wir bei einer Rockabilly Beerdigung spielen ,meinem Freund wurden die Koteletten abgeschnitten, ich sollte nicht rauchen und keine Sonnenbrille tragen! Dieser Wichser war wohl nie auf einer solchen Beerdigung, höchstens auf der seiner Mutter. Das er keine Sonnenbrille getragen hat, nicht geraucht hat und sich rasiert hat, glaube ich gern.“
„Solche Leute machen Filme?“
„Ja, traurig aber wahr. Der Typ war nie auf einer solchen Beerdigung. Ich mindestens auf 10.“
„Alles Rockabillys?“
„Nein, sonst wären wir ausgestorben.“
„Du bist doch schon mal fast gestorben, hab ich gehört.“
„Ich kann mich nicht erinnern, aber ich muss jetzt gehen.“
„Darf ich auf dich warten?“
„Es kann 14 oder 19 Stunden dauern, aber wenn du willst….“
„Ich warte auf dich.“
„Charles Bronson sagte in `Spiel mir das Lied vom Tod`… na was sagte er…?“
„Keine Ahnung ´Yihaa Cowboy`?
„Es gibt immer Jemanden der wartet.“
Ich rannte die Treppe runter und dachte daran nicht wiederzukommen; aber warum sollte ich nicht wieder nach Hause kommen. Weil mich Jemand vielleicht mochte oder weil ich vielleicht woanders besser schlafen konnte als auf dem Teppich? Was sie für Augen hatte, nicht nur beim Blasen, waren einfach anders. Als hätte ich eine wilde Blume entdeckt, als wenn diese Blume nur mir gehören würde und ich ein Genie wäre, so habe ich mich gefühlt. Sie sehen und nicht schlafen können, war eins.
Als ich am Bahnhof ankam war mir klar, dass ich sie wiedersehen wollte, auch von hinten wenn sie mein Zimmer verlassen würde, im Guten oder im Schlechten.
Da wartete die Filmcrew auf mich, wie ein Haufen Kegel standen sie vorm Cinemaxx.
„Hi Carlos, du bist pünktlich wie immer.“
„Hi Chefin, kein Problem, die Uhren laufen bei mir immer.“
„Wir werden nach Bruchhausen-Vilsen fahren. Ihr gebt dem Fahrer etwas Fahrgeld und dann kann es losgehen.
Freut mich.“
„Moment Chefin, mich freut es nicht.“
„Was los Carlos. Es sind bloß 3 Euro die jeder zahlen muss.“
„Es geht mir nicht um die 3 Euro, es geht mir ums Prinzip! Ich zahle dafür, dass ich vielleicht für 12 Stunden 50 Euro bekomme. Fuck you! Hier sind 3 Euro, aber ich werde sie lieber auf die Straße werfen oder einem Obdachlosen oder Trinker schenken. Fahrt ohne mich.“
„Das glaube ich nicht. OK ich zahle, komm jetzt.“
Keine der Frauen konnte glauben, dass ich seit vier Jahren keinen Sex hatte. Sie konnten fast nicht glauben, dass es nicht immer um ihr Heiligstes ging. Sie konnten nicht verstehen, dass ich einen Tag, nachdem meine Freundin verstorben war, ich keine Laune auf ausschweifendes Muschi-Lecken hatte; nur auf Wodka und Tabak.
Sie konnten nicht verstehen, dass ich für eine Komparsenrolle keine 3 Euro zahlen wollte. Die Blonde in meinem Zimmer würde mich später vielleicht verstehen.
Die Dreharbeiten liefen gut, die Leute waren cool angenehm, ich meine nicht arrogant cool. OK, 50 Euro mehr in meiner Kasse. Keine Flaschen sammeln, sondern Flaschen trinken!
Die Abrechnung dauerte meistens vierzehn Tage, aber egal ich konnte immer und fast überall einen Deckel machen. Nach fast 10 Stunden war kein blondes Mädchen in meinem Zimmer, also ging ich raus und lernte eine Rothaarige kennen.
Die Abrechnung kam früher als sonst.
Sie hat mich mit der Rothaarigen getroffen und ist ausgeflippt. Ich bat um Entschuldigung, aber sie wollte glauben, dass ich sie geleckt hätte! Sie konnte nicht glauben, dass ich nur nicht alleine in der Bar sein wollte. Sie fegte mich mit einem Handkantenschlag Hongkonger Art vom Hocker und der Rothaarigen goss sie ihren Rum in die Haare und ging. Jetzt wollte ich die Rothaarige lecken, kompromisslos, einfach so.
Rothaar und ich verbrachten eine verdammt lebendige Nacht ohne Schnarchen. Wir redeten die ganze Nacht, tranken die ganze Nacht bis es hell wurde. Ich küsste sie zwischendurch immer wieder, sie schmeckte nach Rum und wir hatten den Wein schon alle, aber ihren Geruch mochte ich sehr. Wir waren irgendwann soweit, dass wir uns wiedersehen wollten. Ja, das wollte ich unbedingt.
„Am Wochenende habe ich Geld und wir können ins Meisenfrei gehen und rocken.“
„Gut. Was macht Du eigentlich?“
„Ab und an als Schauspieler unterwegs.“
„Oh, dann bin ich mit einem Moviestar zusammen.“
„Nein, bist du nicht. Wir sitzen nur zusammen.“
„Vielleicht kann mehr daraus werden.“
„Mehr Wein?“ Nein habe ich nicht mehr, nur etwas Kokain und ein paar Pillen. Ich kann schlecht schlafen.“
„Du gefällst mir.“
„Ich weiß.“
Etwas später…
Von den 50 Euro wurden Steuern, Versicherungen usw. abgezogen, 36,73 blieben mir. Davor verdiente ich 1100 Euro und durfte alles behalten, jetzt hatte ich nur 700 Euro und es gab Abzüge. Fast so wie mit der blonden Frau. Ich hatte und konnte behalten.
Jetzt hatte ich nichts und musste mich an die Rothaarige halten, ficken, lecken und sonst was. Mich für einen Drink verkaufen.
Meine Agentin sagte nicht mal wann die Filme zu sehen waren in denen ich gespielt hatte. Ohne uns wären diese Film-Leute keinen Meter voran gekommen. Wieso sollte ich diesen Leuten in den Arsch kriechen um im Mittelpunkt zu sein.
Ich war deprimiert, aber ich stand bei der Rothaarigen im Mittelpunkt, leckerer Mittelpunkt, die Blonde war weg für 36,73. Ich spiele mich jetzt selber.
Die Leute vom Tatort haben mich gestern zum Trinken eingeladen; ich musste keine 3 EUR dazu bezahlen.

Sabine Schubert
August 14, 2014 at 7:42 p.m.Klasse, endlich greift jemand das Thema auf! Ich weiß von einem Bekannten, der auch als Statist arbeitet, dass die Behandlung geringschätzig erfolgt und dass er seiner eh spärlichen Entlohnung hinterher telefonieren muss, um diese irgendwann zu erhalten, teilweise nicht einmal in vereinbahrter Höhe. Carlos bewahrt dabei seinen Stolz…