Hucks Toaster

Maulschlüssel

Der Toaster war kaum gebraucht, die Unterhosen sind beim Nachbar in der oberen Etage; das schöne Mädchen hat ihren Wollschall auf meinem Bett in der zweiten Etage liegenlassen.
Habe keine Lust diese Schraube abzubrechen; doch irgendwie hält sie mich oder ich halte mich am Schraubschlüssel fest. Ein 13er, der Klassiker der einem jedes Frauenherz öffnet.
Irgendjemand war gestern Morgen bei mir, egal wer die Person war, sie musst sich wohlgefühlt haben.
Ich lasse es sein mit der Schraube, es hat keinen Sinn sich damit den Tag zu versauen.
Die Bratpfanne ist immer noch die beste Gefährtin; ab mit dem Toast in die Pfanne.
„Hallo, ich hätte gerne etwas Apfelmus auf den einen Toast, auf dem anderen eine Gurke auf das Ei.“
Was macht dieser Typ in meiner Küche? Woher kommt auf einmal dieser Tisch her? Egal.
„Möchten sie vielleicht Kaffee?“
„Nein, bringen sie mir bitte den Wodka, der steht zwischen Schreibtisch und Bücherregal.“
Shit! Mein Pflegevater kommt unterm Tisch hervor, mit einem Schraubschlüssel, ein 17er glaube ich.
„Was machst du denn hier? Du bist doch schon seit zwei Jahren tot, also nervt mich jetzt nicht!“
„Chamaco ich habe dir immer gesagt; nach fest kommt ab. Hier habe ich dir Bilder von einer Bar in Recife mitgebracht, und einen Schraubschlüssel.“
Alles was ich jetzt brauche ist eine Leiter, meine Unterwäsche ist oben; und ich glaube ich habe auch ein Mädchen irgendwo oben vergessen.
Der Typ bei mir in der Küche wartet auf sein Toast. Mani, der Pflegevater nimmt unterm Tisch Platz.
„Entschuldigen sie, aber sie müssen sofort meine Küche verlassen. Den Toast können sie auf die Hand oder auf die Fresse kriegen. Die Bratpfanne bleibt hier! Raus!“
„Du kleiner Schelm, was wenn nicht; holst du dann dein Papa unterm Tisch raus?“
Ich konnte nicht anders und so habe ich ihn mit dem heißen Fett aus der Pfanne das Gesicht bearbeitet. Während er panisch schrie, stopfte ich ihn den Toast ins Maul. Er zappelte etwas in der Küche rum wie eine Made die am ersticken ist. Ich setzte mich an meinem Schreibtisch, goß mir einen Wodka ein, zündete mir eine Zigarette an und beobachtete ihn. Ich glaube er hieß Rene, aus Frankreich. Ich hielt es für eine gute Idee das aufzuschreiben , denn ich hatte lange nicht mehr so einen guten Stoff gehabt wie jetzt mit Rene. Ich tippte ein was ihr jetzt lest.
Nach einer Weile der Inspiration wurde mir Rene zu eintönig; ich rieb sein Gesicht mit kalten Apfelmus ein.
„Rene, geht’s dir besser? Hast du noch Hunger oder reicht dir der Apfelmus?“
Keine Antwort.
„Mani, bist du noch unterm Tisch?“ Keine Antwort. Ich hätte Mani damals doch den Kopf abtrennen sollen und in einer Holzkiste aus Tropenholz aufbewahren sollen. Seine Frau hat schließlich seine Seele geschluckt, also wäre ich mit dem Kopf gut bedient. Ich weiß, dass er weit gereist ist, aber jetzt übertreibt er es. Aus einem Erdloch kommt er mich besuchen, Teufelskerl.
„Rene, was glaubst du was mein Pflegevater von mir wollte. In der Zeitung stand schwarz auf weiß, dass er verstorben ist. Was für ein Scheiß, man sollte diese scheiß Zeitungspenner töten, verbrennen; sie verbreiten immer so ein Scheiß, ohne es zu prüfen!“
„Argh…“, sagte Rene.
„Was meinst du mit Argh? Warte ich gebe dir mal was zu schreiben, dann können wir uns besser Unterhalten und kennen lernen.“
Hinter mir, unter meinem Bett kamen zwei Leute hervor und der gute Rene hat mir sofort Bescheid gesagt, ansonsten hätten sie sich weggeschlichen.
„Hey hallo ihr zwei! Kommt rüber zum Tisch. Ihr seid willkommen. Ich bin Huck.“
Die beiden sahen übernächtigt aus, aber gut. Er war vielleicht zwei Meter groß, kahl und fett, schätze so um die fünfzig. Sie war schön, einfach schön und nervös. Sie setzte sich auf dem Boden, er setzte sich an den Tisch.
„Hallo, danke dass du uns gestern gerettet hast. Wir hätten es nicht mehr geschafft, es waren einfach zu viele Streifenwagen unterwegs. Ich heiße Sven.“
„Ich bin Carola und ich kenne dich irgendwoher…“, sagte sie nicht mehr so verstört.
„Das da ist Rene, aus Frankreich. Er kann nicht so gut sprechen. Habt ihr vielleicht eine Leiter oder einen Toaster?“
Natürlich hatten sie keine Leiter oder Toaster dabei, aber dafür hatten wir genug zu trinken, zu essen und anderes auch bekömmliches Zeugs.
„Sven kannst du mir vielleicht helfen und mir erzählen was eigentlich hier los ist. Ich weiß nicht wie dieser Rene in meine Küche kommt, auch weiß ich nicht genau wo ihr plötzlich herkommt.“
„Huck hast du einen Spiegel oder einen Teller?“
„Spiegel ja, Teller sind knapp geworden in den letzten Wochen.“
„Hey Mann, keine Entschuldigungen oder so ein Scheiß. Ich werde dir gleich welche kaufen.“
„ Leck mich, ich brauche keine Teller, ich brauche Geld und eine Frau oder eine Therapie!“
„Weißt du eigentlich, dass du in unserer Wohnung bist? Du wohnst direkt unter uns. Wir hören dir beim Singen zu, und wenn dich Frauen besuchen hören wir auch beim Ficken zu.“
„ Und wer ist dieser Rene in der Küche?“
„Ich weiß es nicht; du hast ihn wohl mitgebracht und du wirst ihn auch wieder mitnehmen, von mir aus nach Frankreich.“
„Ich kenne ein französisches Restaurant hier in Bremen; das „Matisse“ in Schwachhausen.“
„Huck komm mal klar. Ich bin dein Freund, aber dieser Scheiß nervt mich. Wir haben unterm Bett übernachtet, weil du gestern zuerst die Tür eingetreten hast und dann mit dem Rene dich in mein Bett gelegt hast. Als wir kamen hast du schon geschlafen!“
„Ich hatte wohl keinen Schlüssel… Scheiß Drogen; das ist das zweite Mal, dass ich mich in der Etage geirrt habe. In der anderen Wohnung in der Brunnenstraße ist mir das auch schon passiert.“
„So und deswegen brauchst du eine Therapie mein Freund!“
Mir lief es kalt den Rücken runter. Wie eine Flut kam die Erinnerung langsam aber sicher wieder und ich drohte zu ersticken. Ich rief ein Taxi und brachte Rene ins Krankenhaus, und versprach ihn nochmal zu treffen, sollte er mich verpfeifen. Danach bin ich wieder zu Sven, er war nicht da und so sind Carola und ich in meine Wohnung gegangen und haben erst mal geweint vor Glück. Ich wollte immer mit ihr Sex haben. Auf meinem Schreibtisch lag die Einladung zum Haftantritt inklusive eine Ausbildung zum Tischler. In Oslebshausen traf ich auch Rene, der wegen Kindesmissbrauch sitzt.
Kein Wunder, dass ich mich so abgeschossen habe, aber jeder hat seine Entschuldigung; wie jeder auch ein Arschloch…

Fin