Erwachsen

erwachsenJunge werd erwachsen, sagten die Alten.
Jetzt bin ich erwachsen.
Du sollst dreißig Jahre in einer Firma arbeiten.
Bis gestern habe ich den sechsten Job in diesem Jahr gehabt.
Ich bin erwachsen.

Eine Frau sollte ich mir suchen und eine Familie gründen.
Gestern habe ich den 107 Kontakt im Netz getroffen und den 80zigsten Fick.
Keine Familie gegründet.
Ich bin erwachsen.

Sollte mein Geld sparen für die Zukunft, die Liebe und den Wohlstand.
Das Geld spare ich für das Netz, Sex und meine Facebook-Familie.
Keine Familie gegründet.
Ich bin erwachsen.

Morgen werde ich mich arbeitslos melden. Sie werden mir meine Zukunft weisen.
Letztes Mal gab’s sehr viel Aufregung, ich spreche drei Sprachen und das als
Elektriker. Unmöglich für den Fallmanager.
Keine Familie gegründet.
Ich bin erwachsen.

Übermorgen beginnt das Wochenende und der Strom ist abgestellt.
Der Strom der Masse die mich erdrückt ist abgestellt.
Der Strom in meinem Raum ist abgestellt. Kein Zwang etwas zu erfüllen.
Ich bin erwachsen.

Denke daran den ganzen Strom abzustellen.
Denke daran das Wasser abzustellen.
Denke daran das Fenster zu schließen.
Nichts soll einfach aus meinen Leben wegfließen
Ich bin erwachsen.

Nächste Woche erwarte ich nichts von mir.
Habe noch etwas Tabak und noch zwei Dosen Bier.
Bis dahin bleibe ich hier im Dunkeln und denke wie ich den Strom des Lebens
abstelle.
Ich bin erwachsen.

Elektriker ohne Strom, Befestigungstechniker ohne festen Job.
Auf dem Grund des Lebens könnte ich mich festsetzen.
Einen festen Stand schaffen.
Ich bin erwachsen.

Die Alten sagten, alles sei schnell zu erledigen.
Wenn alle Stricke reißen, dann kann ich mich immer noch aufhängen,
heißt es. Optimismus. Es ist erledigt.
Ich bin erwachsen.

Gewidmet all denen die früher gegangen sind ohne sich abzumelden
Irgendwann 2010 geschrieben

2 Comments

  • mindminding

    Februar 7, 2014 at 3:54 p.m.

    ich liebe diese Geschichte…. was wir sollten, was wir könnten…. Aber was macht uns glücklich?

  • Sabine Schubert

    August 10, 2014 at 7:25 p.m.

    Wo bleibt da die Leichtigkeit des Seins, nach der wir uns so sehnen…?