Und dann sagt mir diese Lesbe, ich solle mich schämen, dass ich ein Mann bin. Ich konnte ihr nicht richtig antworten, ich hatte die Hand an Little Juan, die andere an der Wand und eine Zigarette im Mund.
„Du kannst doch nicht einfach hier pissen!“, sagte sie, ich weiß nicht mehr in welchem Tonfall und schubste mich. Voller Schreck habe ich meine Kippe fallen lassen und mich umgedreht.
„Entschuldigen sie, aber ich konnte es nicht mehr halten“.
„Seit Hunderten von Jahren, könnt ihr es nicht aushalten!“
„Darf ich Dich zum Drink einladen?“
„Verpiss Dich Du Penner“, schrie mich diese nach Land und Getreide riechende Dame, Frau oder Lesbe, an.
Kaum hatte ich es gesagt, da hielten die Bullen direkt vor meiner Nase an. Sie kamen aus Richtung Sielwall und hatten den Wagen voll.
„Hallo, darf ich bitte Ihren Ausweis sehen?“
„Hallo worum geht´s?“
„Machen Sie erst mal Ihre Hose zu und dann sehen wir weiter.“
„Ich habe nichts gemacht.“
„Hat dieser Mann Sie belästigt?“, fragt der Bulle die kleine, kurzhaarige, graue Frau Lesbe.
„Nein, hat er nicht. Er ist Ok. Hat mich nur aufgeregt, weil er hier vor der Commerzbank uriniert. Hier laufen Leute, Kinder und Hunde lang. Viele wollen in die Bank; und dann ist das hier vollgepisst. Nein, aber er hat mir nichts getan.“
Von der anderen Straßenseite kamen ein paar Türken rüber. Den einen kannte ich; Ali Döner oder Mehmet, Jacke wie Hose.
„Isch hape diese Arschlog gesen. Er hat Frau geschrien, ich gesen!“, sagte er zur jüngeren, blonden Polizistin.
„Halt die Schnauze Ölauge. Ich habe nichts gemacht.“
„Jetzt beruhigen Sie sich; sie werden mit uns mitkommen müssen.“
„Häh? Was soll diese Mickey Mouse-Scheiße? Ich habe nichts gemacht. Ich will nur nach Hause, das ist keine 20m von hier entfernt, außerdem ist im Streifenwagen kein Platz für mich.“
Die blonde, süße und sonst was Polizistin hat die Türken abgewimmelt. Offenbar wollten sie sich nur wichtigmachen, vor der schönen blonden Frau, meine Wolke.
„Ihr Name ist Gonzales Garcias?“, fragt mich die blonde Wolke und schaut mir in die Augen.
„Ja, das ist wahr. Was wir mir vorgeworfen?“
„Naja, Sie sind nicht mehr nüchtern; haben sich ausländerfeindlich verhalten und …. naja, ich musste auch mal in die Büsche, vergessen wir das. Zu Ihrer eigenen Sicherheit werden wir Sie mit zur Wache Verdener Straße mitnehmen.“
Ich hätte heulen können, aber was solls. Von der Verdener Straße in die Geschänke Bar ist es nicht mehr weit. Ihr Kollege, der Felsen, hatte schon einen zweiten Streifenwagen angefordert und hielt mich an seinem Wagen fest. Durch die Seitenscheibe, konnte ich freundliche Gesichter erkennen, es waren Koteletten-Heinz, Diana Frustral und Dorota Danzig. Eindeutig kein Platz für mich. Sie versuchten zu winken aber die Handschellen waren wohl zu eng. Ich hatte schon fast mit dieser Nacht abgeschlossen, als sich plötzlich die Lesbe heftigst einmischte und zunächst meine blonde Wolke zur Sau machte um danach den Felsen zu knacken.
„Hören sie mal, sie können den Mann nicht einfach so einkassieren; er hat wirklich nichts gemacht. Was diese Jungs mit Migrationsgenen gesagt haben, ist nicht wahr!“
„Sie halten sich schön daraus. Wir kümmern uns darum, das ist unser Job“, sagte der Fels lächelnd.
„Ich werde mich nicht raushalten, ich kenne meine und seine Rechte.“
„Sie können nichts mehr tun. Es ist für seine Sicherheit, er hat sonst niemanden hier, es ist jetzt unsere Sache.“
„Na gut, dann nehme ich ihn mit zu mir, dort ist er sicher.“
„Ausländerfeindlich war er trotzdem, so müssen wir ihn mitnehmen“, sagte der Fels.
„Ausländerfeindlich? Sie sind ausländerfeindlich. Warum nehmen sie andere Betrunkene nicht mit? Heute war Fußball und in den Bars, werdet ihr bestimmt eure Beute finden; nein es muss dieser Latino sein!“
„Wie sie sehen haben wir keinen Platz“, sagte der Fels hämisch.
„Meine Freundin ist Anwältin, sie werden noch was hören. Ich habe Alles auf mein Handy aufgenommen.“
Blonde Wolke hat sich doch erbarmt und nach einem kurzen Gespräch mit Fels, haben sie sich entschieden, mich gehen zu lassen. Sie fuhren mit meinen Freunden weg, sah die Rücklichter am Horizont verschwinden, es war wie ein Abschied oder ein Sonnenuntergang. Jetzt stand ich da, mit der edlen Lesbe vor der Commerzbank. Wir lehnten an der Wand, sie bot mir eine Lucky Strike an, wir rauchten und starrten geradeaus in den „Klönschnack“. Ein Hund kam vorbei und kackte vor unserer Nase auf den Gehweg. Wir sahen uns an und lächelten. Mir kamen die Tränen, denn ich war gerade mal zwei Wochen aus dem Bau. Ich konnte Freude und Heiterkeit in ihrem Gesicht sehen.
Seitdem bin ich mit ihr und ihrer Freundin eng befreundet. Ich gehe mit ihren Hunden Gassi und benutze ihr Klo…
(By Louis Gabriel Alvarado 26.04.2014)
