„Hey Hector, lange ist es her mein Freund. Was ist passiert?“
„Sie hat mich rausgeschmissen, diese Schlampe!“
„Setzt dich. Willst du ein Kaffee oder was härteres?“
„Was härteres, wenn du hast wäre super. Ich kann sie nicht verstehen, sie hat mich angezeigt.“
„Hector, was hartes habe ich nicht im Haus, naja in diesem Zimmer. Wir können in die „Paradise Bar“ gehen, die haben noch auf.“
„Ja Carlos, lass uns hin, aber ich bin ziemlich blank. Hey, ich hab meine Sachen am Eingang der „Schauburg“ abgestellt. Können wir sie vorher holen?“
„Ja sicher, gehen wir. Das Notebook bleibt an, das ist Musik für meine Nachbarn.“
„Ok, können wir danach reden? Ich halte es nicht aus!“
„Es ist jetzt eins. Wir stellen deine Sachen bei mir ab und dann ab in die Bar, bevor sie zu macht, wir können da reden, außerdem sind dort genug Leute mit denen du auch reden kannst.“
An der „Schauburg“ stehen zwei blaue Müllsäcke, zum Glück aus Plastik, denn es regnet wie verrückt. Hector bedankt sich pausenlos und ich nicke ständig als hätte ich eine Metallfeder im Nacken. Aber diese Nummer kenne schon von den Südländern. Hector kenne ich fast zwanzig Jahre schon, und irgendwie kommt mir diese Situation bekannt vor.
„Hallo Carmela, das ist mein Freund Hector aus Portugal. Er ist zu Besuch hier.“
„Hallo Carlos, hallo Hector. Was wollt ihr trinken?“
„Nein ich bin ein Scheiß Gastarbeiter, ich arbeite hier in Deutschland für ein paar Monate. Darf ich dir ein Kuss geben?“
„Na gut. Wie heißt du nochmal?“
„Hector Pereira Lopes. Schöner Name, nicht? Aber warum heißt du Carmela?“
„Ach nur so. Was willst du jetzt? Carlos was soll es sein?“
„Wir nehmen zwei Haake Beck und zwei Wodka bitte.“
„Bei dir aufschreiben Carlos?“
„Ja klar.“
Hector schaut mich verliebt an und fängt sofort an zu heulen. Bevor er mit seiner Geschichte anfängt proste ich ihm zu. Seine Schlaghose sieht gut aus. Sein bunter, quergestreifftes, grobgestrickter Pullover sieht eher aus wie aus dem Zirkus ausgeliehen. Aber wer weißt schon was für eine Frau ihn rausgeschmissen hat. Dieser Pulli könnte ein Grund sein.
„Carlos weißt du was sie gemacht hat? Sie hat mich angezeigt!“
„Wow! Warum hat sie dich angezeigt, dachte alles wäre gut zwischen euch…“
„Ich habe sie verprügelt, danach haben wir gefickt.“
„Fuck you! Hast du nichts anderes zu tun! Du bist doch ein Arsch… Jetzt weiß ich auch warum auf deiner Lederjacke „troubles“ hinten drauf steht. Prost!“
Sein Telefon klingelt.
Vor zwanzig Jahren musste er schon mal eine Therapie machen, weil er seine Frauen ständig verprügelt hat. Damals nannte er sich Pedro und ich sagte, man muss Pedrophil sein, um sein Freund zu sein. Eine Frau zu schlagen ist für mich verwerflich. In aussichtslosen Situationen bin ich lieber immer weggegangen, zumindest Anfangs. Später bin ich lieber immer weggerannt, nachdem ich zweimal von meinen Frauen verprügelt worden bin. Je reifer Frauen werden, umso hemmungsloser werden sie, auch im Bett. Viele fangen das Furzen an oder wollen einen wehtun , andere wollen misshandelt und erniedrigt werden. Von Typen habe ich auch schon Mal gehört, dass sie devot oder dominant sein wollen. Wo bleibt die Liebe beim Sex, dachte ich immer wieder.
Vor Jahren lernte ich in einer Bar eine wunderschöne Frau kennen. Sie spendierte mir ein paar Drinks. Wir küssten uns, und sie begann meine Hose aufzuknöpfen , ich blieb mit meinen Händen an ihrer Taille. Um uns schwebten viele Betrunkenen und Verpeilte, am aufdringlichsten waren die mit sogenannten türkischen oder arabischen Migrationshintergrund. Ich hielt sie fest in meinem Arm, um sie vor diesen Leuten zu schützen und auch damit wir nicht vom Barhocker fielen. Irgendwann wollte sie aufs Klo und ich sollte sie begleiten, in dieser Bar war es verständlich. Mit Rucksack und Luftpumpe auf dem Rücken folgte ich ihr. Voller Heldenmut und Herzklopfen, einer fast zum Bersten gebeulten Jeans usw. fielen übereinander her. Mitten drin wollte sie, dass ich sie mit meiner Luftpumpe bearbeite, ich sollte ihr auf den Rücken schlagen…
Mit geöffneter Hose und abschlaffenden Schwanz stand ich nun da und tätschelte mit meiner Lustpumpe auf ihren schönen Körper. Schlag härter zu!
Ich konnte es nicht. Ich kann doch nicht jemanden wehtun den ich gerade mit Haut und Haaren ficke und auch vielleicht liebe. Mit einer Zigarette im Mundwinkel las ich die Klosprüche an den Wänden, während ich vorsichtig und gelangweilt auf sie einschlug. Irgendwann hatte sie genug und wollte mich blasen bis mir der Arsch platzt. Ok auch gut dachte ich, bis sie mir so heftig in die Eier gebissen hat, dass ich rückwärts über meine Hosen stolperte und mir den Schädel an der Kloschüssel aufschlug. Als ich wieder zu mir kam war sie verschwunden. Verschwunden mit meinen Gefühlen von Liebe, Sex und Alkohol. In meiner Hosentasche habe ich eine Telefonnummer, etwas Koks und eine Nachricht gefunden. Du bist super mein Süßer. Die Drinks sind bezahlt, also lass dich nicht verarschen. Kisses Kerstin.
Langsam und wie ein Türke mit O-Beinen bin ich am Tresen vorbei gegangen. Die Bedienung hat mich noch angegrinst. Raus, raus aus dieser Bar. Habs nie wieder in der Bar getan, zumindest nicht in dieser.
Hector telefoniert, legt auf, ruft an und heult und jammert. Sie ruft an, er legt auf, ruft wieder an, sie antwortet nicht. Hector will, dass ich seine SMS schreibe und auch den Inhalt gestalte.
„Hey Mann, ich schreibe keine Liebesbriefe mehr für Andere. Es gibt nur immer Ärger.“
„Bitte Carlos, du schreibst doch immer. Bitte nur dieses eine Mal.“
Er heult den Boden und auch meine Schulter nass.
„Soll ich euch Klopapier holen oder noch was zu trinken machen?“
„Nein danke, Carmela, meine Jacke und meine Hose sind eh schon nass.“
Nach fast vier Stunden und etliche Telefonate ist sein Akku endlich leer, und wir verlassen die Bar. Bei mir am Fußende heult er mir weiter den Teppich weich, zum Glück ist kein Holz drunter. Er spricht mit mir oder fragt, ob ich schon schlafe. Ich stelle mich schlafend und furze, vielleicht hilft das.
Am Morgen fällt mir was ein und ich muss es aufschreiben.
Draußen wird es langsam hell
Die Vögel zwitschern nicht
Nur der Schnee fällt leise zu Boden
Und die Tram rattert vorbei
Du schnarchst schon die ganze Nacht
Wie ein Erdbeben am Steinbruch
Die Fische in deinem Kopf halten es nicht mehr aus
Dein gepiecertes Ohr rostet schon
Deine Fürze quietschen wie eine schlecht geölte Tür
Was soll’s, du bist ein Freund in Not
Und in der Not zählt kein Gebot, heißt es
Ich werde dir Geld für ein Zimmer leihen
To be continued…
