Zweischneidige Klinge

2013-10-24_23-43-32_921Eine warme Sommernacht im Bremer Steintor Viertel. In der „Geschänke Bar“ ratterte die Kasse im Dauerbetrieb, fast wie ein Wasserfall. Volles Haus. Schauspieler, Postboten, Musiker, Punks, Menschen aus allen Ecken der Welt und der Stadt tranken und feierten hier. Fast zu jeder Tageszeit.

Tom spielte am Kicker, seine Freundin unterhielt sich mit einem Mann, der ihr sein Leiden klagte. Sie drängte Tom immer wieder zu gehen, bevor das Gewitter losbrechen würde. Schließlich geht sie alleine. Sie will nicht länger warten, weder auf Tom noch auf weitere Klagelieder oder Leidensgeschichten von diesem Mann am Tresen. Fluchend verlässt sie den Laden, mitten im Schauer, und wartet unter einer Laterne in der Römerstr. Tom gewinnt noch ein Kickerspiel, und läuft seiner Liebsten hinterher. Hinter Tom läuft auch jemand her. Der Mann vom Kicker trifft Tom mit seiner Freundin an der Laterne und stellt ihn zur Rede.

-„Warum willst du nicht noch Revanche machen? Gib mir Chance das Geld zurück gewinnen!!!“

-„Hör zu, ich muss jetzt weg, wir sehen uns morgen. Lass mich jetzt!!!“

-„Tom lass uns endlich ein Taxi nehmen“, murmelt seine Freundin, sichtbar nervös.

-„Das wirst du nich!!! Ich bringen dich um!!!; schreit der Kickermann.

Tom und seine Freundin gehen weiter. Der Kickermann rennt zurück zur „Geschänke-Bar“ und holt sich, von seiner Freundin , die am Tresen arbeitet, einen Messer, und rennt nochmals Tim hinterher.

Kurz danach, vermischt sich Toms Blut mit dem fallenden Regen und Straßenmatsch, und fließt in den Gully. Der Kickermann flüchtet in die „Geschänke-Bar“ und gibt das Messer seinen Bruder.

Später wird er vor Gericht freigesprochen, aus Mangel an Beweisen, Zeugen und der fehlenden Tatwaffe. Keiner von Toms Freunde will einen Streit beobachtet haben, keiner will etwas gesehen haben. Das seine Freundin nicht aussagen wollte, war verständlich. Sie fuhr jeden Tag Taxi in diesem Viertel. Obwohl jeder in der Bar wusste, wer es gewesen war ,hielten sich alle bieder verschlossen. Darüber spricht man nicht, Sie gehen lieber auf Demos, saufen oder besetzen Häuser und saufen ihre Pisse. Es war sicherer aus dem Kreis auf andere zu zeigen, als innerhalb ihres Kreises nach Schuld und Sühne zu suchen.

Jahre später wird der Kickermann in Frankreich festgenommen. Er hatte auf dem TGV einen Mann erstochen, und wurde diesmal wegen Mord angeklagt und verurteilt.

Toms Freundin fuhr eines Abends wieder Betrunkene durch das Steintor-Viertel. Eines der betrunkenen Fahrgäste war wieder dieser Mann aus der „Geschänke-Bar“, der immer noch seine jämmerlichen Leidensgeschichten aus dem Krieg in Albanien erzählte. Diesmal heulte er ihr vor, dass sein Bruder nun nie wieder so jung, Albanien wiedersehen würde. Sie hatten ihn verhaftet.

-„Sieh her, ich habe immer noch das Messer. Damit hat er damals diesen Kerl erstochen. Das hat nichts genützt“

-„Wohin soll ich Sie fahren?“

-„Ich will weiter trinken. Ab zur „Geschänke-Bar“, aber schnell, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit. Bezahlen tu ich später.“

-„Leider darf ich sie nicht mitnehmen, wenn sie nicht das Fahrgeld zahlen können. Aber ich…“

-„Halt den Mund und fahr mich oder ich werde böse. Der Mann fluchte und drohte aggressiv weiter. Sie drückt auf den Alarmknopf. Sie fühlt sich bedroht.

Vor der „Geschänke-Bar“ wird dieser Mann einkassiert. Das Messer, die Tatwaffe wird sichergestellt Neuerdings ist es in Bremen verboten Waffen zu tragen. Mit Genugtuung verzichtet sie auf das Fahrgeld. Eine Gen-Probe bringt den Beweis. Es ist die Tatwaffe, die seit 2 Jahren verschollen war.

Nun sind beide Brüder weg.

Tom Lipinski RIP 1997 in der Römerstraße erstochen